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Bildung für Alle

13. Mai 2021

Bildung für Alle

Ein Grundpfeiler einer solidarischen Demokratie

Es war und ist die Errungenschaft der sozialistischen und katholischen Arbeiterbewegung, Bildung für alle zu etablieren. Es ist die Errungenschaft der Sozialdemokratie, Bildung nicht mit dem Ende der Schulpflicht für abgeschlossen zu erklären, sondern zweite und dritte Bildungswege aufzumachen und ganz wichtig für die Gegenwart, diese Einrichtungen für alle, egal welcher Sprache, welcher Ethnie, welchen Geschlechts zu öffnen. Nicht die Zugehörigkeit zu einer Klasse war entscheidend, sondern die Erkenntnis zur Notwendigkeit eines offenen, liberalen Bildungssystems für das Selbstverständnis einer offenen Gesellschaft.

Bildung wird vor allem als Schulbildung zwischen Volksschulalter und Erfüllung der Schulpflicht, für die „Besonderen“ bis zu Matura und Universität verstanden. Das Kreuz in der Schule und die Determinierung auf Deutsch als „Muttersprache“ zeigt den beengenden und elitären Bildungsansatz konservativer Bewegungen. Es fehlt nur noch der Schweinsbraten als verpflichtende Nahrungsaufnahme in den Schulkantinen.

Ein ganzheitliches Verständnis von Bildung reduziert Bildung nicht auf Schule und Lernen, um Pisastudien zu erfüllen. Ein ganzheitlicher Bildungsbegriff beginnt bei den ersten Lernschritten, die ein Kind von sich aus setzt. Wenn ein Kleinkind das erste Mal Mama oder Papa sagt, dann sind nicht nur die Eltern stolz. Das kleine Kind hat gelernt und durch den Stolz der Eltern den ersten Lernerfolg. In allen Lebenslagen lernen wir. Sind wir neugierig, erweitern wir mit unseren Sinnen unseren Erfahrungshorizont. Wir lernen durch uns begleitende Menschen, in und durch unser soziales Umfeld und entwickeln im Optimalfall Selbstwert und Selbstvertrauen. Mit der formalisierten Bildung – festgelegt in Raum (Klassenzimmer), Zeit (möglichst schnell möglichst viel an kognitivem Wissen aneignen), Sprache (wer nicht Deutsch kann, ist nicht gebildet) und Noten als Instrumentarium der Lernzielkontrolle – wird allerdings ein bildungsfeindliches Klima geschaffen, das separiert, entsolidarisiert und sich von der natürlichen Wissbegierigkeit eines Kindes entfernt.

Ganzheitliches Lernen muss Lernen in allen Bereichen des menschlichen Alltags ermöglichen, nicht die Leistungserbringung steht im Vordergrund, sondern die Neugierde und die Lust am Lernen, sei es Bewegungsfreude, sei es die Vermittlung von Wissen durch Tun und nicht durch frontale Wissensvermittlung, Möglichkeiten des spielerischen Lernens genauso wie die Möglichkeit, individuell seinen Lernrhythmus zu bestimmen.

Dieser Bildungsansatz wird nur dann Erfolg haben, wenn wir:
Alle in ihren Sprachen lernen lassen. Sprache schafft Sicherheit, Selbstwert und eine positive Identität. Das Muss einer Sprachvermittlung schafft Ausgrenzung. Bildungsangebote schaffen für alle, gerade um bildungsfernen gesellschaftlichen Schichten Zugänge zum ganzheitlichen Lernen zu ermöglichen, ohne sich per se ausgegrenzt zu fühlen oder nicht wahr oder ernst genommen zu werden. Bereits im Kindergarten soll begonnen werden, ganzheitliches Lernen zu erleben. Hier muss der Grundstock zu solidarischem, sozialem Lernen gelegt werden. Wissensvermittlung muss methodisch vielfältig, individualisierend genauso wie gemeinschaftlich sein, sie muss aber vor allem mehrsprachig sein. In einer globalisierten Gesellschaft gibt es nicht eine Muttersprache. Es gibt so viele Muttersprachen wie Kinder und Kinder lernen zuallererst in ihrer Sprache und werden durch den Zwang z.B. Deutsch zu lernen ab dem Spracherleben an den Rand gedrängt.
Bildung an sozialem Lernen orientiert, Kindern durch Vorbildwirkung zu zeigen, dass es Konflikte und verschiedene Interessen gibt, dass diese Ungleichheiten aber auch Teil jedweder Gesellschaftsformen sind, welche durchaus solidarisch, wertschätzend und akzeptierend gelöst werden können.

Eine fortschrittliche Bildung schafft diese sehr unterschiedlichen Lernfelder, orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder, nicht an den Bedürfnissen einer ausgrenzenden Bildungspolitik und einem bildhaften Leistungsverständnis neoliberalen Zuschnitts.
Ganzheitliche Bildung, die die Menschen dort abholt, wo sie sind.

Wir müssen radikal umdenken und um es mit Melisa Erkurt (Generation Haram. Zsolnay Verlag 2020 (3) zu sagen: „Nicht Sie (die VerliererInnen) müssen sich ändern, sondern das System Schule muss neue Wege gehen“. Und Schule beginnt spätestens im Kindergarten.

Mag. Christian Josef Engl
Sozial- und Berufspädagoge

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