Die Jugend verdient Respekt
Ob der ausgeschiedene Arbeiterkammerpräsident Rudi Kaske, unser Gastautor ÖOGKK Obmann Albert Maringer oder Ex-Sozialminister Alois Stöger – sie alle haben ihre Laufbahn als Arbeitnehmer/innenvertreter in der Position des JVR in den Betrieben und als Funktionär in der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) begonnen. Eine Kaderschmiede sozusagen. Eine Kaderschmiede der sozialen Gerechtigkeit.
Die Bundesregierung will den JVR laut ihrem Regierungsprogramm, unter dem Deckmantel der Wahlaltersenkung bei Betriebsratswahlen, abschaffen! Als JVR lernt man aber, wie betriebliche Mitbestimmung funktioniert. Dabei wird das sachliche Argumentieren gelehrt und man sieht, was Sozialpartnerschaft heißt. Man beginnt aber vor allem auch, Verantwortung zu übernehmen. Man behält die Ausbildungsqualität im Auge, sorgt für den sozialen Austausch unter Lehrlingen außerhalb der Lehrbetriebe und gestaltet im besten Fall als Funktionär in der ÖGJ auch noch das duale Ausbildungssystem mit. Als Dank für diesen ehrenamtlichen Einsatz gibt’s die Teilnahme an Betriebsratssitzungen, zwei Wochen Bildungsfreistellung pro Periode (2 Jahre) und Erfolge wie die Abschaffung der Internatskosten, die man dann auch mal ausgelassen mit Kollegen feiern kann.
Es entstehen kritisch denkende Jugendliche, die meist auch ihre Kollegen dazu animieren, die Dinge zu hinterfragen, die ihnen vor die Füße geworfen werden. „Warum muss man in Zeiten, in denen die höchsten Zahlen an Betriebsansiedlungen aus dem Ausland stattfinden, der Wirtschaftsaufschwung unbestreitbar ist und die Prognosen kaum besser sein könnten, den Rotstift bei uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ansetzen und beginnt nicht endlich, die Betriebe in die Pflicht zu nehmen, sich an den Staatseinnahmen auch gerecht zu beteiligen?“ Mit solchen Themen kommen junge Lehrlinge außerhalb von gewerkschaftlich gut organisierten Betrieben sonst eher selten in Berührung.
Doch genau das ist es, was unserem „Kanzler der Konzerne“ sauer aufstößt. Man will eine Gefolgschaft, die es „geil“ findet, dass er jung ist, die Beifall klatscht, wenn populistische Phrasen, wie man habe die Balkanroute geschlossen, immer und immer wieder gepredigt werden, aber vor allem will man den jungen Leuten ihre Zukunft schlecht reden. „Die Krankenkassen verschlingen euer Geld“, „Lohn- & Gehaltserhöhungen gefährden den Standort“ oder „Ihr bekommt sowieso mal keine Pension“ sind die Dauerbrenner, unter deren Deckmantel Arbeitnehmerrechte beschnitten werden, die Vermögensverteilung von unten nach oben vorangetrieben und die Privatisierung von Versicherungsleistungen (z.B. zur Alters- und Gesundheitsvorsorge) und Staatsbetrieben begründet werden sollen. Was die Umsetzung neoliberaler Privatisierungsphantasien für den einzelnen Bürger/die einzelne Bürgerin bringt, sollte sich jeder von uns an dem aktuellen Beispiel der englischen Bahn oder an den privatisierten Wasserversorgungen betroffener Länder selbst vor Augen führen.
Ein Gutes hat der Austausch des liberalen Reinhold Mitterlehner gegen den jungen Neoliberalisten Kurz für mich aber auch. Es ist ein beispielloses Vor-Augen-Führen, wie wichtig eine gut organisierte und noch besser finanzierte Jugendorganisation und das Respektieren ebenjener im Ernstfall sein kann. Keiner läuft so viel im Wahlkampf wie die Jungen. Keiner kommt mit der Positionierung verschiedener Aktionen und Themen in den heute wahlentscheidenden Social Medias so gut klar wie der Parteinachwuchs. Während man bei uns in der SPÖ junge Abgeordnete wie NAbg. a.D. Katharina Kucharowits als Bundesvorsitzende der jungen Generation auf der Bundesliste in unwählbare Positionen abschiebt und im Austausch mit Evi Holzleitner nur eine einzige junge Abgeordnete nachbringt, ist die ÖVP mit der jüngsten Nationalrätin und den meisten Abgeordneten unter 35 als jüngster NR-Klub als positives Beispiel ins Parlament eingezogen.
Mit der Jugend in eine erfolgreiche Zukunft!
Aus meiner Sicht braucht es für eine zukunftsfähige Sozialdemokratie in Österreich nicht nur das neue Parteiprogramm und die neuen Strukturen zur Entscheidungsfindung bei wichtigen Abstimmungen, die unser Bundesparteivorsitzender Kern gerade präsentiert hat. Neben einem Umdenken zur Einigkeit in unseren beiden Jugendorganisationen („die offizielle“ Junge Generation in der SPÖ und die eigenständige Sozialistische Jugend) wird auch ein Verjüngungsprozess in der Partei und rundum notwendig sein. Beides gilt es bis zur nächsten NR Wahl umzusetzen. Möglichkeiten, junge Hoffnungen aufzuspüren, die genug Energie für Aufgaben wie ein Nationalratsmandat besitzen, wird es bei den unzähligen Protestaktionen und Gegenkampagnen, die ich mir gegen den geplanten Sozialabbau erwarte, genug geben.
Freundschaft!
Sandro Entholzer, Juni 2018